Er verspricht die Einfachheit des Kochens: der Thermomix. Mit tausenden Rezepten und Zugriff auf die werbefreie Cookidoo-App (Hallo Chefkoch) hast du eine fantastische Bandbreite an tollen Rezepten. Darunter auch sehr viele Brotrezepte. Hunderte!
Ich habe mich dort durchgeklickt, und dabei ist mir eines sofort aufgefallen: Fast alle Rezepte werden in einer Backform gebacken. Und damit meine ich nicht einen Brotbacktopf (mit dem man wirklich tolles Brot backen kann), sondern eine Backform, wie man sie auch für Kuchen benutzen könnte. Mit oder ohne Deckel, es gibt beide Varianten.
Auch ich benutze eine solche Form für meine Brote. Neben der Abwechslung, auch mal Kastenbrote zu haben, gibt diese Form jedoch einen entscheidenden Vorteil: Sie gibt weichem Teig eine Form und hindert den Teig daran, in die Breite zu laufen.
Neben der Möglichkeit, die hauseigene Brotbackform zu promoten, ist das sicher der Hauptgrund dafür, dass so viele Brote im Kasten gebacken werden: Der Teig läuft in die Breite!
Und das auch bei Rezepten, die vom Grund her eigentlich ein tolles freigeschobenes Brot geben könnten.
Ich habe es selbst erlebt – backst du nach Rezept, wird dein Teig ein Fladen.
Was dir die Rezepte von Thermomix nicht verraten
Wie gesagt, habe ich mir sehr viele Brotrezepte in der Cookidoo-App angesehen und auch eines dieser Brote gebacken. Doch eines ist beim Brotbacken sehr wichtig:
- Es kommt bei der Zubereitung von Brotteig immer darauf an, was du mit dem Teig machst, nachdem du ihn geknetet hast.
- Es ist wichtig, den Teig auszukneten. Natürlich bietet dir bereits die Möglichkeit des Knetens einen enormen Vorteil. Das Glutengerüst wird aufgebaut und bildet damit die Voraussetzung für ein fluffiges Brot, das stabil im Backofen aufgeht.
Doch kneten kann der Thermomix nicht. Er heißt ja auch ThermoMIX und nicht ThermoKNET.
Heißt das jetzt, dass man mit dem Thermomix kein Brot machen kann?
Nein, natürlich nicht. Man sollte sich nur nicht der Illusion hingeben, dass das Gerät alles gleich gut kann. Ich habe ein Brotrezept nach Anleitung zubereitet und das, was mir präsentiert wurde, nachdem ich fertig war, sah tatsächlich nach Brotteig aus.
Doch der entscheidende Schritt – das lange Auskneten des Teiges – fehlt. Zum Vergleich: Ich knete meine Brotteige mindestens 5 Minuten, meistens aber 10 Minuten – und das mit einem richtigen Knethaken und einer Küchenmaschine, die dafür ausgelegt ist, Teig zuzubereiten. Nicht mit einem Mixer. Der Unterschied ist enorm.
So habe ich es geschafft, ein richtig tolles Brot mit dem Thermomix zu backen
Für einen anschaulichen Vergleich, was du aus deinem Thermomix herausholen kannst, habe ich zwei identische Brotrezepte zubereitet. Eines nach Anleitung und eines mit meiner jahrelangen Erfahrung als Hobbybäcker.
Am besten verstehst du die Rezepte von Thermomix für deinen Brotteig als eine Art No-Knead-Bread, also ein Brotteig, der ohne Kneten zubereitet wird. Diese Rezepte sind weit verbreitet und bei einigen Hobbybäckern sehr beliebt. Die Brote unterscheiden sich optisch nicht von einem Brot aus einer Bäckerei. Sie sind wirklich hervorragend, auch im Geschmack.
Das Geheimnis dieser Brote liegt in der Teigführung.
Wenn es zwei Faktoren gibt, die das Brot beeinflussen – 1. das Kneten und 2. die Teigführung – und der Thermomix nicht kneten kann, dann müssen wir uns bei der Teigzubereitung voll und ganz auf die Teigführung konzentrieren. Wie das geht, zeige ich dir gleich.
Tipp Nr. 1: Ich habe die Ruhezeit für den Teig erhöht
Viele Rezepte liefern dir schon nach wenigen Stunden (inkl. Backzeit) ein fertiges Brot. Das ist jedoch kontraproduktiv für ein Brot, das kaum geknetet wurde. Auch wenn du vielleicht denkst, dass dein Thermomix doch auch unten das Ding zum Kneten hat: Brotteig kneten braucht mehr als das.
Warum habe ich die Ruhezeit erhöht?
Das gibt mir die Zeit, meinen Teig zu dehnen und zu falten. Dieses Dehnen und Falten hast du vielleicht schon in den Rezepten gesehen, doch braucht man dafür Zeit. Je mehr, desto besser. Bis zu 24 Stunden für einen Brotteig sind durchaus üblich.
Doch für mein Rezept habe ich mir lediglich eine Stunde mehr Zeit gelassen. Ich wollte den Unterschied zum Originalrezept nicht zu groß werden lassen.
Nachdem der Teig aus der Maschine kam, habe ich ihn das erste Mal sofort gedehnt und gefaltet. Dafür habe ich ihn in eine Schüssel gelegt und von allen Seiten hochgezogen und den Teig nach innen geklappt. Danach habe ich ihn luftdicht abgedeckt. Das habe ich nach 30 Minuten noch einmal gemacht und dann noch einmal.
Bei jedem Dehnen und Falten wurde der Teig elastischer. Während er mir beim ersten Mal fast auseinandergerissen ist, konnte ich nach dem dritten Mal schon eine gute Teigstruktur erkennen.
Tipp Nr. 2: Benutze einen Gärkorb
Ein Gärkorb ist ein Hilfsmittel des Bäckers, um das fertig geknetete und geformte Brot zu lagern, bevor es in den Ofen kommt. Beim Kneten und auch beim Dehnen und Falten entsteht eine Spannung im Teig, die durchaus gewollt ist. Doch beim Aufgehen im Ofen brauchen wir einen etwas entspannteren Teig. Die Form des Gärkorbs sollte der Form des gebackenen Brotes entsprechen. Es gibt runde und auch längliche Gärkörbe.
Wenn du keinen Gärkorb benutzt und deinen Brotteig in der Backform ruhen lässt (so wie es bei mir im Rezept stand), dann entspannt sich dein Teig in der Form und ein entspannter Teig hat wenig Halt. Das heißt, er läuft in die Breite. Je weicher ein Teig, desto mehr wird er dabei zum Fladen.
Nach meinem letzten Dehnen und Falten habe ich den Teig ruhen lassen. Nach 30 Minuten nehme ich den Teig aus der Schüssel und lege ihn auf eine bemehlte Arbeitsfläche. Dort bringe ich den Teig in Form und baue noch einmal etwas Oberflächenspannung auf. Anschließend lege ich meinen Teig in einen, in diesem Fall, runden Gärkorb. Dort lasse ich ihn weitere 30 Minuten entspannen, bevor er gebacken wird.
Tipp Nr. 3: Backe in einer heißen Form
Eine von vielen Möglichkeiten ist das Backen in einem Brotbacktopf. Sehr anfängerfreundlich und mit einem grandiosen Backergebnis. Dabei heize ich immer die Brotbackform vor. Dadurch kommt der Teig in eine heiße Form und kann sofort anfangen zu backen. Der große Vorteil: Es scheinen sich die Poren zu schließen und verhindern so, dass der Teig an der Form anbackt.
Hast du bereits Brot gebacken und dein Teig klebt an der Backform? Das ist der Grund.
Meinen heißen Brotbacktopf habe ich nach 30 Minuten Backofentemperatur herausgeholt und den Brotteig vom Gärkorb direkt in die heiße Form gegeben. Jetzt nur noch mit einem Deckel abdecken und für 45 Minuten ausbacken.
Das Ergebnis ist ein Brot, das sich kaum von den Broten unterscheidet, die ich sonst backe.
Der Vergleich: Brotbacken nach Rezept vs. Brotbacken nach meiner Anleitung
Damit du siehst, wie sehr sich beide Brote voneinander unterscheiden, habe ich beide Durchgänge dokumentiert. Bei einem habe ich mich komplett an die Anleitung gehalten und bei einem nach meiner Methode gebacken.
Das Brot nach Anleitung sieht nicht nur weniger schön aus, es war auch unglaublich schwierig, das Brot aus der Form zu holen. Das lange Liegen in der kalten Form hat den Teig dazu gebracht, richtig fest zu backen. Ich musste mit einem Messer in der Schüssel kratzen, um den Teig überhaupt aus der Form zu bekommen. Das war kein schönes Erlebnis. Die Beschichtung des Topfes verhindert eigentlich das Anbacken und ist gegenüber Metall unempfindlich – doch irgendwann versagt jedes Werbeversprechen.
Doch dieses Martyrium hat mein Topf ohne Kratzer überlebt.
Beide Brote wurden in identischen Töpfen gebacken – doch beide sehen komplett unterschiedlich aus. Der einzige Unterschied beider Brote liegt in der Bearbeitung des Teiges nach der Zubereitung im Thermomix – und eines hat Sonnenblumenkerne als Verzierung und eines hat das nicht. Doch das ist nur Deko und hat keinen Einfluss auf das Backergebnis.
Beim nächsten Mal würde ich das Brot mit weniger Hefe und einer noch längeren Gärzeit zubereiten. Dann schmeckt es auch noch nach zwei Tagen und trocknet nicht so schnell aus.
Ich finde, das Ergebnis kann sich jedoch durchaus sehen lassen. Was meinst du? Schreibs in die Kommentare!